22. Juni 2016 – Noche de San Juan – Sommersonnwende
Das Sommersonnwendfest „Noche de San Juan“ wird in ganz Spanien groß gefeiert. Für die Guanchen, die Ureinwohner der kanarischen Inseln ging am 21. Juni das Guanchenjahr zu Ende und der Sommer wurde begrüßt. Rund um dieses Datum gab und gibt es viele Traditionen und Rituale.
Am Abend des 23. Juni treffen sich Familien, Freunde und Nachbarn an den Stränden, ausgerüstet mit Tischen, Stühlen, Essen und Trinken. Es wird gegrillt, gefeiert und getanzt. Überall werden die „Hogueras de San Juan“, die Johannisfeuer entzündet.
Ich werde in einem anderen Block ausführlich darüber schreiben, denn nachdem ich in den vergangenen Jahren die „Noche de San Juan“ mehrmals an verschiedenen Stränden in Teneriffa gefeiert habe, wollte ich dieses Mal etwas ganz besonderes erleben – nämlich die Magie und Energie in den Cañadas, am Fuße des Teide.
Der Teide ist mit 3.718 m nicht nur der höchste Berg Spaniens, sondern mit 7.500 m Höhe über dem Meeresboden der dritthöchste Inselvulkan der Erde. Er erhebt sich aus einem riesigen Kraterkessel (Caldera) mit 17 km Durchmesser, genannt „Las Cañadas“ (Weideland).
Für die Guanchen war diese Hochebene eine heilige Stätte zwischen Himmel und Erde.
Ich wollte die Energie dieser magischen Zeit dieses Jahr intensiv erleben und so fuhr ich bereits am 22. Juni Richtung Cañadas. Zwei Nächte hatte ich im „Parador de las Cañadas“ gebucht.
Parador de las Canadas del Teide
Ich wollte Altes hinter mir lassen, die Augen und Sinne offen halten, für alles Neue, das sich mir zeigen wollte. Mit jeder Faser meines Körpers wollte ich mich, das Leben und diese Zeit GENIESSEN. Ich wollte mich mit der Energie der Erde, des Berges, des Feuers und des Himmels verbinden.
Ganz gemütlich startete ich in Los Cristianos, genoß das Meer, die Weite und überhaupt die Schönheit der Insel. Gegen 14 Uhr kam ich nach Santiago del Teide, in 950 m Höhe an.
Zeit für eine erste Pause und genau die richtige Zeit, in dem typisch kanarischen Restaurant „El Patio“ ein leckeres Mittagessen zu genießen.
Ich fand einen kleinen Tisch im Schatten und die sehr nette Kellnerin empfahl mir „carne de cabra con papas arrugadas“, Ziegenfleisch mit kanarischen Kartoffeln in einer sehr leckeren Sauce. Ich bin ja eigentlich nicht so „die Süße“, mag lieber Pikantes als ein Dessert, aber die aufgezählten hausgemachten Köstlichkeiten erinnerten mich an die Geschichten meiner Kindheit von dem Schlaraffenland: Gofiocreme, Quesillo, Schokoladenkuchen…. die Wahl fiel mir extrem schwer, aber ich entschied mich für eine Creme aus Kaktusfeigen. Einfach umwerfend! Genau das Richtige für mich, die ich es nicht gerne zuuu süß habe. Die Kaktusfeigen schmecken süß-säuerlich, erinnern im Geschmack leicht an eine Mischung aus Birne und Melone und – sie stecken voller Vitamine!
Gegen 17 Uhr kam ich im Parador an, wo ich ein Zimmer über booking.com gebucht hatte. Dort erwartete mich an der Rezeption ein sehr netter, gut aussehender junger Mann. Die Karte für mein Zimmer war schon vorbereitet, doch er strich die darauf notierte Zimmer-Nr. 115 durch und schrieb 111 darüber. Er lächelte mich an und sagte, er macht ein Upgrade und gibt mir ein Zimmer mit Terrasse und wünscht mir einen wundervollen Aufenthalt….. wow! DANKE… und als ich das Zimmer betrat, rief ich noch einmal aus DANKE an das Leben, DANKE diesem „chico“ für dieses wunderbare Zimmer, mit dieser wunderbaren verglasten Terrasse, mit diesem genialen Blick – der Teide konnte mir fast ins Bett schaun.
Ich befand mich auf über 2.000 m über dem Meer und es war richtig warm. So warm, dass ich sofort meine Badesachen anzog und mich auf einen Liegestuhl im den Garten des Parador legte, auf der einen Seite die kleine Schwimmhalle, auf der anderen Seite immer den mächtigen Teide im Blick.
Sonnenuntergang
Leider schlief ich sehr schlecht und das sollte auch in der folgenden Nacht so bleiben. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal zwei Nächte (3 Tage) in dieser Höhe, am Fuße des Teide bleiben würde…. es sind unglaubliche Energien. Vielleicht auch ganz besonders zu dieser Sommersonnwende. Zeitweise hatte ich so ein Gefühl wie „Platzangst“…. aber das ist natürlich sehr individuell. Die Luft ist unglaublich trocken, mein Hals war gereizt, die Nase trocken. Ein weiterer Punkt ist möglicherweise die erhöhte Luftelektrizität. Im Hotel wurde darauf hingewiesen, dass man vorsichtig sein sollte mit Metall, dass man z.B. den Metallknopf am Lift nicht mit der Hand/dem Finger berühren, sondern dazu die Plastik-Zimmerkarte benutzen sollte.
Ich fühlte mich müde, extrem kaputt, aber trotz dieser hohen Energien sehr sehr ruhig und entspannt. Ich hatte nicht das Bedürfnis etwas zu tun, etwas zu unternehmen. Ich habe es einfach genossen ZU SEIN.
Am Donnerstag, 23. Juni war ich zum Sonnenaufgang vor der Tür. Eine wunderbare Zeit, denn es war noch so gut wie niemand unterwegs. So ab 10 Uhr trafen immer die ersten Touristenbusse ein. Aber um halb 8 war die Welt noch in Ordnung.
Das Frühstück im Parador ist sehr lecker. Der Ausblick…..
Es gibt viele Schriften, die ganz konkret die verschiedenen Traditionen beschreiben, wie die längste Nacht des Jahres gefeiert werden soll. Es ist ein ganz besonderer Tag. Die Natur, der Mensch, die Sterne – alle wollen ein kraftvolles und magisches Fest feiern. Die Bauern danken dem Sommer für seine Ernte, für das Obst und für die zusätzlichen Stunden,die er ihnen schenkt, um das Land zu bestellen.
Auf Teneriffa werden überall Feuer angezündet, vor allem an den Stränden. Man glaubt, dass die reinigende Kraft des Feuers alles Schlechte verbrennt. Die einzige Möglichkeit in den Cañadas ein Feuer anzuzünden, ist in dem Kamin des Paradors und so hat sich das Hotel ein ganz besonderes Programm ausgedacht, um die Noche de San Juan zu feiern.
Um 20 Uhr gab es zum Sonnenuntergang auf der Terrasse einen Cocktail aus vielen verschiedenen Früchten und Champagner.
Nach dem Abendessen versammelten sich die Gäste um das offene Feuer im Kaminzimmer. Eine Geschichtenerzählerin führte uns durch den weiteren Abend. Sie sprach von den verschiedenen Gebräuchen zu San Juan, erzählte Fablen und die Geschichte des Dämons Guayota, der im Inneren des Vulkans lebte. In der Sprache der Guanchen hieß „El Teide“ ursprünglich „Echeyde“. Dies war der Name für die Wohnung des Dämons Guayota. Der Legende nach soll Guayota die Sonnengöttin Magec gefangen und in seiner Wohnung festgehalten haben. Die Guanchen baten daraufhin ihren obersten Gott, Achamán, um Hilfe. Ihre Bitte wurde erhört, Guayota wurde verjagt und Magec konnte zurück an den Himmel. Achamán verschloss daraufhin den Echeyde mit einem Pfropf.
Einer der vielen Bräuche zu San Juan ist es, all das Alte, was man zurück lassen möchte, auf einen Zettel zu schreiben und diesen dem Feuer zur Reinigung zu übergeben. Dazu hatte das Hotel kleine Papierrollen bereit gestellt und es war ein sehr feierliches Ritual, als alle diese Rollen beschrieben und dem Feuer übergaben.
Anschließend gab es eine „Queimada gallega“, ein Ritual aus Galicien, das böse Geister und Hexen, die Meigas, fernhalten soll. Es werden die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft angerufen.
In Tonschalen (Erde) kommt Orujo, ein Tresterschnaps (Wasser), Zitronenschale, Zucker und in manchen Gegenden ein paar Kaffeebohnen. Dann wird der Alkohol angebrannt (Feuer) und mit einem Schöpflöffel so gerührt, dass Luft hinein kommt.
Während der Zubereitung wird die Queimada mit einer Conxuro genannten Beschwörung besprochen, die gemeinsam mit dem Feuer das Getränk „reinigen“ und böse Geister abwehren soll.
Alle Gäste bekamen dann noch eine Schale mit Blütenblättern. Man sollte diese Schale vor dem Schlafengehen mit Wasser füllen und sie ins Mondlicht stellen. Am nächsten Tag sollte man sich mit diesem Wasser, das den Nachttau aufgenommen hatte waschen und so das Neue Guanchenjahr beginnen.
Diese drei Tage in den Cañadas werden mir unvergesslich in Erinnerung bleiben. Ich war traurig, daß ich abreisen mußte und gleichzeitig wußte ich, dass ich es in diesen heftigen Energien dieses Mal nicht länger ausgehalten hätte. Mag sein, dass es ein anderes Mal anders sein kann, ich weiß es nicht. Der Teide war irgendwie schon immer mein Freund. Während dieses Aufenthalts ist er mir sehr präsent und sehr NAHE geworden.
Der Himmel bot mir zum Abschied ein sehr eindrucksvolles Wolkenbild:
Ich bin gespannt, was die nächste Zeit bringen wird. Als ich abfuhr, war ich unglaublich erschöpft. Ich kam nach Hause und schlief endlich wieder tief und fest die ganze Nacht durch. Am nächsten Tag war ich ausgeruht, voller Tatendrang und sehr sehr erfüllt von all dem Erlebten, erfüllt von tiefem Glück und Verbundenheit.